„The Day I Became A Cloud”

Die neue Kreation des Choreografen Emanuele Soavi im Max Ernst Museum Brühl

von Anne-Kathrin Reif

Foto © Joris Jan Bos

„The Day I Became A Cloud”
 
Mit seiner neuesten Kreation verläßt der Choreograf Emanuele Soavi den Theaterraum und stiftet Begegnungen zwischen Tanz, Kunst und Publikum. Deutschlandpremiere ist am 25./26. November 2023 im Max Ernst Museum Brühl.
 
Von Anne-Kathrin Reif
 
Tanz muß für den in Köln ansässigen Choreografen Emanuele Soavi nicht unbedingt auf der Bühne stattfinden. Immer wieder bricht er aus der konventionellen Theatersituation aus und sucht in anderen Räumen die direkte Begegnung mit dem Publikum. Das gilt insbesondere für das experimentelle Serienformat „Solo Like A Pig“, das sich aus mehreren eigenständigen performativen und installativen Episoden zusammensetzt. In Museen, Galerien, Bibliotheken und auf der Piazza schafft Emanuele Soavi einen barrierefreien
Er-Lebens-Raum, der den zeitgenössischen Tanz und die involvierten Kunstsparten – Musik, Bildende / Digitale Kunst, Schauspiel – für alle zugänglich macht und Reibung und Interaktion zwischen Performance und Publikum ermöglicht.
 
„The Day I Became A Cloud” ist die dritte Episode der Reihe. Auf Einladung des Musée d’Art Moderne in Paris und des Max Ernst Museums in Brühl hat Soavi damit eine Performance entwickelt, die jeweils in Beziehung zu den musealen Sammlungsräumen tritt. Die Uraufführung fand am 16./17. September 2023 mit großem Erfolg in Paris statt. Hier traten Emanuele Soavi und die international renommierte Schauspielerin und Tänzerin Kate Strong sowie Ensemblemitglieder von ESincompany in szenischen und tänzerischen Miniaturen in Beziehung zu den berühmten Tänzerinnen-Bildnissen in der Salle Matisse. Für das Max Ernst Museum Brühl wird die Performance nun im Rahmen der Sonderausstellung „Surreal Futures“ adaptiert. Dabei verschränkt sich die visuelle Ebene mit einer Soundinstallation des Komponisten Johannes Malfatti, bestehend aus mehreren vertikal aufgehängten Bandoneons: Sie hauchen dem Geschehen Atem ein, untermalen es, treiben es voran oder stellen es still. Gesprochener Text, der sowohl als theoretischer Rahmen wie auch als performatives Material fungiert, kommt als weitere Ebene hinzu.
 

Foto © Joris Jan Bos

Nach mehr als 30 Jahren auf internationalen Bühnen haben Kate Strong und Emanuele Soavi in ihren Körpern immense Archive performativer Erinnerungen gebildet, ähnlich wie ein Museum, das Kunstwerke sammelt, archiviert und damit immer auch persönliche wie gesellschaftspolitische Zeitzeugnisse bewahrt. Aus diesen „Körperarchiven“ schöpfen sie nun, um sie gemeinsam mit Tänzerinnen und Tänzern von ESincompany neu zu beleben. Das Sich-Erinnern erweist sich dabei als eine Strategie, Transformationen in Gang zu setzen – ebenso wie das Eröffnen eines gemeinsamen Erlebnisraumes, in dem Erfahrungen auch körperlich geteilt werden.
 
Das zentrale Geschehen in der Ausstellung wird in den Sammlungsräumen durch performative Interventionen ergänzt und assoziativ erweitert. Das Publikum begibt sich auf einen selbst gewählten Parcours und wird dabei Teil des Geschehens.
 
Emanuele Soavi begann seine Karriere als Tänzer an der Opera Roma und am Teatro La Fenice in Venedig. Es folgten Engagements beim Ballett Dortmund und bei der holländischen Kompanie Introdans, wo er u. a. mit Jiri Kylian, Hans van Manen, William Forsythe und Mats Ek arbeitete. Seit 2006 ist er freischaffender Choreograf mit Arbeiten u.a. für das Gärtnerplatztheater in München, das Theater Aachen, die Szeged Dance Company, die MM Dance Company in Reggio Emilia und für die Hochschulen in Köln, Essen und Zürich. 2012 gründete er das Ensemble Emanuele Soavi incompany mit Sitz in Köln, von wo aus es an spartenübergreifender, struktureller und künstlerischer Vernetzung arbeitet – regional, bundesweit und international.
 
Deutschland-Premiere am 25. und 26. November 2023, 15 bis 17.45 Uhr im Max Ernst Museum Brühl des LVR, Comesstraße 42/ Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl. Veranstaltung kostenlos (nur Museumseintritt: Erwachsene 11 / 7 Euro,  Kinder / Jugendliche unter 18 Jahren frei).